Christmas in hell-orange mit “Die Enttäuschung”

  • Rudi Mahall: Bass Clarinet, Clarinet
  • Axel Dörner: Trumpet
  • Jan Roder: Bass
  • Michael Griener: Drums
  • Christof Thewes: Trombone

Die Enttäuschung

Die Kombination von Bassklarinette, Trompete, Bass und Schlagzeug haben die fünf Berliner Musiker seit vielen Jahren in allen erdenklichen Varianten live ausprobiert. Weit über zwanzig Jahre hat DIE ENTTÄUSCHUNG unglaublich viel Jazzgeschichte absorbiert und diese in einen lebendigen Spielprozess versetzt – musikalische Lava sozusagen, geformt durch eine Working Band, die sich noch immer selbst zu überraschen vermag, unter anderem auch mit dem neuesten, fünften Bandmitglied Christof Thewes und seiner Posaune. DIE ENTTÄUSCHUNG kennt kein Gestern und kein Morgen, und sie ist berlinerischer als Berlin selbst und darüber hinaus in fast jeder Beziehung unerreicht. Mit Kollektivimprovisationen jenseits aller Konventionen entrollt sie das ganze Potential ihrer musikalischen Phantasie und treibt den Blutdruck in die Höhe. Das Anstandsgefühl wird von schamlosen Witzen aufs Äußerste provoziert, während im nächsten Augenblick der Ausdruck heiligen Ernstes in die Gesichter der Musiker einzieht. Und dennoch zeigt diese Band alles, was Jazz groß macht. Ihre Musik strotzt vor Energie, alles scheint aus dem Stegreif, aus der Gegenwart geboren und dabei inspiriert bis in die Haarspitzen. In der Regel unverstärkt und ohne technisches Beiwerk. Die Herren Dörner, Mahall, Thewes, Roder und Griener, jeder für sich schon ein Kapitel deutscher Jazz- und Improvisationsmusik, schöpfen tief aus der Geschichte und fegen die Regeln der Kunst virtuos schlitzohrig beiseite. Oder schlitzohrig virtuos, je nach Thema. Schon heute legendär: die Neuinterpretation sämtlicher Kompositionen von Thelonious Monk, die DIE ENTTÄUSCHUNG zusammen mit Altmeister Alexander von Schlippenbach auf drei CDs (Monks Casino, Intakt 2005) eingespielt hat. Unbeirrbar, intensiv, schräg und enthusiastisch, ein Meisterwerk so oder so.
Und der Tag ist gerettet.

 

Enttauchung

 

What’s the best jazz combo today? An elder statesman’s allstar band? Some recent hotshot conservatory grads? A mid-career hero’s touring group? For my money, none of the above. Instead, an unassuming, mildly self-abnegating foursome from Berlin is the heaviest working band in small-group jazz. Die Enttäuschung – a name that invites its own comments (and deflates any grand self-assertion like the above), translated as “the disappointment” – has been around since the end of the ‘90s … Playing intimate quartet music firmly rooted in free-bop, with an open sound, melodic improvising and a clear delight in swinging (and interrupting the swing), the group’s frontline is immediatley arresting, a gush of musicality … The band takes the good old idea that charts are springboards for playing, for music that is not on the page. There’s an absence of rigidity, there is serious listening, a playful attitude, humility and musical ambition, all rolled into one. No disappointment, at any level.
John Corbett, Downbeat